Mosse Lecture: Der Himmel auf Erden. Zur Geschichte der Sichtbarmachung und Medialisierung des Universums

Die Wissenschaftshistorikerin Charlotte Bigg spricht im Rahmen der Mosse Lectures "Across the Universe. Aktuelle Blicke ins All" über die Bilder, die wir uns vom Universum machen.

Gespräch: Hans-Christian von Herrmann
Einführung: Lothar Müller

Abstract

Seit jeher bevorzugtes Objekt und Projektionsfläche des religiösen, philosophischen oder künstlerischen Denkens wird das Universum seit Langem auch in der von der Erde aus sichtbaren Form des bestirnten Himmels von Astronomen beobachtet und vermessen. Für menschliche Gesellschaften gilt dieser als wichtiges Orientierungsmittel in Zeit und Raum, ob zur Ausübung von Ritualen, für die Seefahrt oder die Landwirtschaft. Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts dank der Entwicklung einer Reihe neuer Instrumente vorangetriebene Entstehung der Astrophysik und später der Kosmologie führte zu ganz neuen Sichtweisen. Spätestens seit dieser Zeit weisen Bilder des Universums vielfache Wechselwirkungen mit zeitgenössischen populären und medialen Kulturen nach. Die Verflechtung wissenschaftlicher Sichtbarmachung und publikumswirksamer Medialisierung bestimmt im Wesentlichen, wie uns heutzutage das Universum erscheint. Wunderbare und rätselhafte Bilder von Exoplaneten, schwarzen Löchern oder entfernten Nebeln werden mittels immer ausgefeilteren Techniken erzeugt, die den Ursprung des Universums und des Lebens zu erläutern versprechen, während gleichzeitig die Sterne unserer zunehmend helleren Himmel allmählich verschwinden.

Charlotte Bigg

Charlotte Bigg

(© Charlotte Bigg)

Charlotte Bigg ist Wissenschaftshistorikerin; aktuell Forschungs- und Lehrtätigkeiten am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) und der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris; zuvor wissenschaftliche Mitarbeiterin am Berliner Max-Plack-Institut für Wissenschaftsgeschichte und der ETH Zürich sowie Gast am ZfL; Biggs Forschungsinteresse gilt der Wissenschafts(kultur-)geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, hier insbesondere der Astronomie, Chemie und Physik; in ihren Publikationen setzt sie sich u. a. mit der Entwicklungsgeschichte von Forschungsinstrumenten und den Vermittlungskulturen wissenschaftlicher Erkenntnisse auseinander; derzeit arbeitet Bigg an einer Monographie über die enge Verflochtenheit der Astronomie- und Fotografiegeschichte.

Hans-Christian von Herrmann ist Professor für Literaturwissenschaft, seit 2011 an der Technischen Universität Berlin; sein Forschungsinteresse gilt v.a. dem Beziehungsgeflecht zwischen Kunst, Technik und Wissenschaft sowie deren (historischen) Konkurrenz- und Synergieverhältnissen; von Herrmann publizierte umfangreich und epochenübergreifend zum Einfluss von Industrie- und Maschinenkultur auf Kunst, Literatur und Theater, über das Empirische philologischer Praktiken sowie zu den ›Bühnen des Wissens‹, wie etwa dem Planetarium; 2024 erscheint seine neueste Monographie »Technik und Poetik. Bertolt Brecht – ein Dichter der ›wissenschaftlichen Revolution‹«.

Kontakt

  • Robert Loth
    MOSSE-LECTURES

    Humboldt-Universität zu Berlin
    Dorotheenstr. 24
    10117 Berlin

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Info

Do 20.04.2023, 19:15
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Tieranatomisches Theater Berlin (Hörsaal)

Philippstraße 13 (Campus Nord, Haus 3, 10115 Berlin)

Der Eintritt ist frei, wir bitten um Anmeldung per E-Mail an: info@mosse-lectures.de

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